Wie ich zu meinem Traumwagen gefunden habe

Da ich schon seit Ewigkeiten nichts mehr von meinem neuen Projekt geschrieben habe, werde ich dies jetzt mal in einer kleinen Serie von Updates hier im Carblog im Laufe der nächsten Woche nachholen. Bitte nehmts mir nicht übel, dass das neue Projekt vom Mugen Racer bisher ein großes Mysterium ist. Das war nicht meine Absicht und ich verspreche euch, ich werde keine Details auslassen ;) Ich fange mal ganz von vorne an, also beim Kauf der neuen Basis. Da ich die Sache nicht ganz so sachlich nüchtern präsentieren möchte, findet ihr den ersten Teil nicht im Carblog sondern unter Stories:


Die Basis


Am 8. Februar diesen Jahres habe ich ja meine WRC- Replika verkauft (siehe hier), es musste also dringend eine neue Basis her. Ich fackelte nicht lange und begab mich direkt auf die Suche. Die Kriterien waren schnell gesteckt: Ein Type R sollte es sein, möglichst günstig, möglichst keinen Rost, sonstiger technischer Zustand war weitgehend egal, da die Innereien eh nicht original bleiben sollten. Es dauerte nicht lange und ich fand ein Inserat bei Mobile mit folgenden Bildern:




An sonsten war das Inserat sehr spärlich, nur das Nötigste beschrieben. An den genauen wortlaut erinnere ich mich nicht mehr, nur ungefähr soviel: Verkaufe Impreza Type R mit Motorschaden, kein Rost. Das war so die Quintessenz an Informationen. Die Bilder wirkten auch wie nur eben schnell im vorbeigehen geknipst und schnell war klar: Ein Traumwagen sieht definitiv anders aus. Unter normalen Umständen hätten mein Bauch und mein Kopf gleichzeitig geschriehen: Schließe das Inserat und renne, renne soweit wie nur irgendwie geht von diesem Wagen weg! Doch die Umstände waren nicht normal. War es nicht genau das was ich suchte? Eine Herausforderung um mein know- how auszubauen. Meine Pläne waren schließlich groß, so groß, dass ein kompletter Neuaufbau so oder so unvermeidbar war.
Ich war mir sicher: Ein Type R in gutem Zustand zu dem zu machen, was ich vor hatte, wäre ein Verbrechen gewesen. Ausserdem tat mir der Wagen irgendwie leid, wie er da so stand auf dieser schneebedekten Matschwiese. Es war als wolle er einem sagen: Hilf mir! Rette mich!
Mit diesen Gedanken unterdrückte ich den natürlichen Drang die Flucht zu ergreifen und ging stattdessen in die Offensive: Das Telefonat war.. naja.. wie soll ich es anders sagen... spärlich.. Ein kleiner Brumbär war am anderen Ende der Leitung. Man dachte unweigerlich: wenn Griesgram und Rübezahl synchronisiert werden müssten, das wäre unser Mann! immerhin, ich konnte den Preis noch ein ganzes Stück drücken und vereinbarte einen Termin zum Abholen für kommendes Wochenende.


Zugmaschine und Anhänger waren dank eines Freundes schnell organisiert (Danke nochmal Robert! ;) ) und wir machten uns auf den Weg. Zum Glück hatten wirs nicht weit, denn von Gera startend hieß Zwickau unser Ziel. Dort am Hof angekommen wusste ich gleich hier muss es sein, ein Subaru Wagon (Classic) stand an der Straße und sah aus, also ob er sein potential regelmäßig abrufen muss.
"Nun lerne ich also Rübezahl kennen" brachte mein Unterbewusstsein noch beim Aussteigen hervor und im nächsten Moment musste ich grinsen: Stand doch tatsächlich ein Rauschebart mit kräftiger Holzfäller- Statur vor mir und schüttelte mir die Hand.


Der Wagen stand da wie erwartet: Ein Scheunenfund im Hühnerstall. Informationen seitens des Verkäufers gab es wie erwartet auch vor Ort kaum:


"Ist der Motor noch original?" - "Weis nich, der kam so direkt aus Irland"
"Haben die nicht normal ne rote Ansaugbrücke?" - "Weis nich, der kam so direkt aus Irland"
"Warum haben die Einspritzdüsen unterschiedliche Farben?"- "Weis nich, der kam so direkt aus Irland"
"Ist das Getriebe noch in Ordnung" - "Weis nich, der kam so direkt aus Irland"


So oder so ähnlich ging das Gespräch von statten und ich beschloss einfach selbst mein Bild zu machen:


Der Unterboden sah rostmäßig Top aus, klar, sämtliche Motor-, Getriebe- und Fahrwerksteile waren ja auch mit einer dicken Schicht Öl überzogen und somit bestens konserviert. Die Karre tropfte aus allen Poren. Ölmessstab gezogen: voll. Na gut vorbereitet war er ja der Verkäufer, wahrscheinlich kurz vor meiner Ankunft bisschen Frittenfett nachgekippt. Den einzigen Rost fande ich an den Falskanten unten an der Karosserie. Da wo man den Wagen normalerweise aufbockt. Die Ursache hierfür war auch klar. Diese Kante war auf gesamter Länge verbogen. Vermutlich durch unsachgemäßes Aufbocken.


Und es sollte nicht besser werden: Der Innenraum glich einer Müllhalde, rostige Schrauben und Kleinteile lagen überall verstreut, es roch muffig und verqualmt. Tankdeckelverschluss: Ausser Funktion. Kofferaumbetätigung: ausser Funktion. Lack natürlich nicht originales Gelb sondern nachgeduscht. IC Wasseraufspritzung: rausgerissen, ausser Funktion. Klima: ausser Funktion, da Klimakompressor fehlte. Ladeluftkühler nur an einer nicht originlen, rostigen Schraube festgemacht, Wischwasserbehälter lag lose im Motorraum, Sicherungskasten mit rostigen Holzschrauben festgespaxt (immerhin!), Luftfilterkasten lose, Luftfiltereinsatz total verbogen weil im Gehäuse bei Montage eingeklemmt. Ach soll ich noch weiter machen oder habt ihr schon verstanden worauf ich hinaus will? Mechaniker erster Güte, wahrscheinlich mit Prodrive oder STI- Werksreferenzen haben den Wagen auf breiter Front veredelt.


Kurzer Elektronik- check: Funktionierte tatsächlich alles noch! Okay ich seh schon, Misstrauen macht sich breit: Eine Hauptscheinwerfer- und eine Blinkerbirne defekt.


"Springt der wenigstens noch an?" fragte ich enthusiastisch und mit voller Begeisterung durch bisher Gesehenes. "Klar probier doch mal" erhielt ich promt als Antwort. Diesmal erstaunlich unbrummig, doch, man konnte sogar fast etwas Stolz in der Stimme von


Rübezahl erkennen. Das irritierte mich, Emotionen? Ich hatte ja mit vielem gerechnet aber das? "Aber.." fuhr er fort und natürlich! ein "Aber.." durfte auch hier nicht fehlen. "Du musst vorher erst diesen Schalter hier umlegen" <-- und das beschreibt meinen Gesichtsausdruck wohl am Besten, war doch tatsächlich die Spritpumpe auf Dauerplus gehangen, nur unterbrochen durch einen Schalter, der Aufgrund seiner Unterdimension nach 5 Minuten "ON"- Stellung so heiß wurde, dass man ihn fast nichtmehr anfassen konnte. Wiedererwarten sprang der Wagen sofort an. Dieser Sound war einmalig. Genau so stellt man sich die Stradivari unter den... Nähmaschinen... vor. Doch was sage ich, überzeugt euch besser selbst:



.... hach, nach diesen wohligen Klängen möchte man doch einfach nur ein paar Minütchen verweilen und den Moment genießen...


Ihr merkt sicher schon an meinem Schreibstil, dass mich der Wagen von der ersten Minute an faszinierte. Von Liebe mag ich zwar nicht gleich sprechen aber irgendwo hatte das Gefühl in mir schon Ähnlichkeiten mit dem Verliebtsein. (Schmetterlinge und so..) Ich war mir absolut sicher: Genau dass ist dein Traumwagen. Die Formalitäten gingen dann ziemlich schnell. Da Rübe.. ähh der Verkäufer das 2. Kennzeichen und den Kaufvertrag noch zu Hause liegen hatte, vereinbarten wir vertraglich noch, dass er die Sachen in den nächsten Wochen nachschickt...


Stolz wie Oskar fuhr ich den Wagen vom Hof auf den Anhänger. Beim Schalten musste ich, warum auch immer, plötzlich an meine Oma denken. So wie sie früher, als ich noch klein war, immer in der Küche stand und mit einem großen Holzlöffel in einer großen Schüssel mit kreisenden Bewegungen den Teig für meine Eierkuchen umrührte. Lecker!


Es dauerte nicht lange und wir waren bereit zum Abtransport:




Man mag es kaum glauben, es folgte dann tatsächlich noch ein wenig Smalltalk, es war ein nettes Gespräch, es stellte sich heraus, dass R..der Verkäufer selber einen Subaru in der Rally fährt und es geschah doch noch. Nach dem Aufladen und 2 Minuten vor der Abfahrt war das Eis gebrochen. Wahrscheinlich war er von dem Anblick des Subis auf meinem Hänger so erleichtert, das sämtliche Dämme brachen und die Emotionen ihn schlichtweg übermannten. "Wenn du Hilfe oder Tipps für dein Rallyeinstieg brauchst, kannst du dich jederzeit melden" rief er uns noch hinterher.


"Du hast tatsächlich geschafft, Rübezahl als Freund zu gewinnen." dachte ich mir nur. Doch wie sich herausstellte war dem nicht so. auf meine Kennzeichen und den KV aus Irland warte ich bis heute noch vergeblich...




Nächste Woche gehts dann wie gewohnt im Carblog weiter, von den ersten Schritten über die Motorrevision bis zum ersten Motorstart und dann werde ich euch wieder über jedes Update zeitnah informieren ;)



Kommentare 5

  • Na du bist mir einer, die Zustände bei deinem, sind fast identisch mit meinem, nur dass ich damit noch 300km nach hause gefahren bin....Achso und mein Getriebe war Leer, peilstab knochentrocken.Bin mal gespannt was du draus machst ;-)

    • ja aber wer so ein Wagen kauft, kann faktisch nicht mehr enttäuscht werden;) Aber auch ich hab schon wieder Rückschläge erlitten und ich finde immer wieder Dinge, die mich aufhalten. Dabei habe ich noch nichtmal hinter die Innenverkleidung geschaut :/

    • Alter du hast Eier...

    • Aber ein schönes Projekt!

    • Schlimmstenfalls erwartet dich hinter der Verkleidung neben toten Tieren, ein Inferno an extremst improvisierter Elektronik.