Aller Abschied fällt schwer...

... so heisst es ja in einem viel zitiertem Sprichwort eines unbekannten Autors. Es war der 07. Febraur diesen Jahres, ich erinnere mich noch sehr gut daran. Es war ein recht kühler Tag, nichts besonderes im Februar. Und auch so ging der Tag recht unspektakulär los. Obwohl es ein Samstag war, hatte ich so gegen 09:00Uhr früh einen Termin. Nein, aufgeregt war ich eigentlich nicht. Etwas allerdings erstaunte mich dann doch. Es war die Tatsache, dass mein Magen keineswegs flau war. Vielleicht lag es auch daran, dass ich sowieso nicht damit rechnete, dass heute nun endlich der Tag gekommen war. Vielleicht war es die Routine die ich mittlerweile inne hatte.


In den Wochen zuvor gab es bereits mehrere dieser Termine und sie liefen immer gleich ab. Eine kurze Begrüßung, ein wenig Smalltalk.. eben erstmal das Eis brechen. Immer die selben großen Augen und dieses Leuchten, ein sehr schönes Leuchten!... trügerisch. Diese Begeisterung und Emotionen meines gegenübers: sehr trügerisch! Dieser Moment an dem du dich geistig schon damit abfindest und nicht weist ob es nun an der Zeit ist sich zu freuen oder zu weinen.
Kennt ihr dieses Gefühl der inneren Aufgewühltheit, bei dem ihr im Kopf schon viel weiter seid und ihr euch schon alles mögliche ausmalt: wie geht es jetzt weiter? Was ist der nächste Schritt? Doch dann lässt euch das aprupte Ausbleiben dieses monotonen, wohligen Brummens, dass euch so sehr vertraut ist, plötzlich wieder in die Realität zurückkehren. Die Probefahrt ist vorbei und ich wieder zurück im Hier und Jetzt, in der Parklücke vor meinem Haus.


"Ein wirklich schöner Wagen" sagte er, sagten so viele vor ihm: äußerst trügerisch! "Aber..." fuhr er fort und das Misstrauen der Gesamtsituation erreichte erneut einen Höhepunkt. "...leider viel zu teuer, 14.000EUR habe ich dabei.." Auch er sollte sie wieder mit nach hause nehmen.


Auch an diesem 7.Februar gab es keinerlei Anhaltspunkte, dass es in irgend einer Weise anders laufen würde. Der heutige Kandidat war jung, sehr jung, Baujahr 1991. Darf ich das mit Baujahr '89 überhaupt schon sagen? Naja jedenfalls begann Schema F sich zu wiederholen, doch wie gesagt, diesmal kein Gefühlschaos, ich spulte routiniert das Programm ab und auch diesmal war ich im Kopf schon weiter: Wieder zurück im Bett bei meiner Freundin, mit dem Subi vor dem Haus in der Parklücke.


Doch diesmal verlief das Gespräch anders, plötzlich kam an diesem frostigen Tag doch noch ein Gefühl in mir auf. Lag es an der tief stehenden, roten Sonne, die sich langsam an der 5-stöckigen Häuserschlucht vorbei schob und mich blendete, dass ich plötzlich hell wach war? Gespannt wartete ich, gleich musste es doch kommen, wo ist es, dieses "Aber" was den trügerischen Spuk sonst beendete?


Es blieb aus! Es blieb tatsächlich aus! Und so kam es, dass dieser Tag, der auf dem besten Weg war wie so viele andere Tage bedeutungslos in der Geschichte zu verschwinden, für mich doch noch eine Bedeutung hatte. Es war so unwirklich die lange Straße zwischen den Häuserfassaden hinauf zu blicken und zu sehen wie jemand mit meinem Subi davon fährt.


Und so stand ich da. Zunächst noch mit den Augen sehend und kurz darauf nur noch mit den Ohren hörend, wie sich mein Subi immer weiter von mir entfernt, für immer.


Was das für ein Gefühl war? Ich kann es euch nicht sagen. Genau genommen fühlte ich garnichts. Es ließ mich nahezu kalt. Da war weder ein Gefühl der Trauer, noch ein Gefühl der Freude in mir. Man sollte doch meinen, dass ich nach all den Jahren, nach all der Zeit die ich in und unter diesem Wagen verbracht hatte mehr empfinden sollte.


Meine Freundin aktivierte die völlig leere, regungslose Hülle die da so einsam und verlassen auf der Straße stand schließlich wieder zum Leben und es ging von einem völlig unwirklichen Moment in den nächsten:


Zurück in der Wohnung lag da plötzlich dieses Bündel Scheine auf dem Tisch, viele Scheine, Scheine für die man sonst knapp 10 Monate arbeiten gehen muss. Für die man sich jeden Tag aufs neue halb sieben aus dem Bett schält. Es ist doch nicht viel anders als das Papier, was 3m weiter im Drucker liegt, okay es ist bunter und es löst sich nicht auf, wenn mans mitwäscht aber im Grunde ist es doch nichts weiter als Papier...



-Verrückte Welt-

Kommentare 4

  • Ja nuh, was soll man sagen? In Dir ist ja ein echter Poet verlorengegangen. :-) Ein bißchen Herzblut geht wohl beim Verkauf (s)eines Autos immer flöten. Erinnerungen hängen an jedem Fahrzeug. Und trotzdem habe ich mich dann immer sofort über den neuen Wagen gefreut, den ich dann beim Händler mitgenommen habe. :-)))

  • beim Lesen kriegt man ein leichtes Grinsen im Gesicht - warum? weil der ein oder andere es doch nachvollziehen kann oder selbst so etwas miterlebt hat...

  • Danke! ;)

  • Schön geschrieben!!