Ab in die Schweiz!

Nachdem ich auch den Motor ausgebaut hatte, begann ich sofort damit, die nicht mehr benötigten Teile zu inserieren. Relativ zeitgleich fand ich einen Käufer, der die komplette Bremsanlage und die Sitze haben wollte. Ein anderer wollte Motor, Getriebe und Heckdifferential. Beide Käufer kamen aus der Schweiz und es gestaltete sich äußerst schwierig, ein Transportunternehmen für den Versand zu finden. Die Sitze sind sehr sperrig und der Motor verdammt schwer, hinzu kamen Zollgebühren und die meisten Unternehmen liefern nur EU- weit.


Beide Käufer waren aber bereit, mir neben den sowieso schon guten Preis, auch noch einmal eine faire Pauschale für den Transport zu bezahlen und da ich eh noch Urlaub hatte und die Zerlegung des Wagens schneller ging als geplant, entschied ich mich kurzer Hand selbst in die Schweiz zu fahren, um die Teile abzuliefern. Es war eine Spontanaktion, an einem Dienstag traf ich die Entscheidung und Mittwoch Mittag machte ich mich auf dem Weg.


Nach kurzer Recherche musste ich feststellen, dass es nur eine Jahresvignette für die Schweiz gibt und dass der Zoll ziemlich teuer werden könnte. Für einen Motor veranschlagen die pauschal 80 SFR pro 100kg, kein Pappenstiel.. Da ich nicht bereit war, so viel Geld für nur 100km durch die Schweiz zu bezahlen und mich auch nicht um Zollabfertigung kümmern wollte, bat ich die beiden Käufer, mir bis Liechtenstein entgegen zu kommen und beide willigten ein.


Am Mittwoch morgen begann ich früh damit, das Auto zu verladen, folgendes musste mit:


- kompletter Motor mit Anbauteilen
- Getriebe
- Heckdifferential
- Bremsanlage vo/hi komplett
- Fahrer- und Beifahrersitz


Eine ziemlich ambitionierte Frachtliste für einen Mazda 6 Kombi, doch das war noch nicht alles.. wie sollten wir den Motor auf einem Parkplatz umladen? Dazu kam, dass es kein Käufer, sondern eine Käuferin war. Mit reiner Muskelkraft wäre es also nicht gegangen, ein Motorkran musste auch noch mit in den Wagen!
Tetris spielen war also angesagt. Den Motor stellte ich auf einen alten Autoreifen, aus Platzgründen musste das Gewicht jedoch hinter der Hinterachse wirken. Die Bremsen verteilte ich in den Fußräumen doch wohin mit den Sitzen? Dafür war nun wirklich kein Platz mehr, also musste ich Platz schaffen: Der Beifahrersitz musste raus! Kaum zu glauben aber es passte schließlich alles ohne größere Probleme ins Auto! Vom Gewicht her war es aber sicher grenzwertig :D


Die Fahrt an sich lief reibungslos, da das Hauptgewicht aber hinter der Hinterachse lag, war der Wagen vorne ziemlich leicht, was sich in den Kurven natürlich bemerkbar machte. Kurz vor Österreich kaufte ich mir dann noch eine Vignette und dann gings schon über die Grenze.


Da ich nur mit dem Handy navigierte, stieg das natürlich kurz nach der Grenze aus, kein Internet- Empfang mehr. Zum Glück hatte ich mir zuvor die Strecke noch auf Google Maps angeschaut und wusste grob den Weg aber leider halt nur grob. In Österreich gab es zum Glück nur 2 Straßen doch es gelang mir, mich für die Falsche zu entscheiden. Die nächste Wendemöglichkeit war in 20km..
Nach diesem Umweg war ich spät dran. Der Sitzekäufer meldete sich schon. Ich habe zwischen den beiden Verkäufen ein Zeitfenster von 30min eingeplant. In Vaduz, der Hauptstadt von Liechtenstein angekommen, versuchte ich mich zu orientieren. Ich musste irgendwie an den Grenzfluss kommen. Plötzlich sah ich gefühlt 100 Schweizer Zollbeamte! Was ich nicht wusste: Die Schweiz hat mit Liechtenstein ein Abkommen, sodass die Zollkontrolle schon in Vaduz stattfand! Ich dachte nur noch, schnell weg hier und bin einfach durchgerauscht. Noch mal Glück gehabt, wenn mein durch das Gewicht tiefer gelegter Mazda 6 kein Aufsehen erregt.. Zum Glück bin ich nicht mit dem Hundefänger eines Kumpels gefahren, wie erst geplant...


Mit 15 min Verspätung kam ich dann beim ersten Käufer an.


Netter Kerl und er wartete da mit seiner Freundin, leider hatte er weder Werkzeug dabei, noch hat er auf meinen Rat gehört, den Beifahrersitz bei sich zu Hause zu lassen. Er besaß kein Werkzeug um den Sitz bei sich zu Hause auszubauen.. Da sich die Käuferin des Motors noch nicht gemeldet hatte, half ich ihm noch und wir bauten die Sitze direkt vor Ort noch um. Ob er die beiden alten Sitze noch irgendwie in den Classic bekommen hat, weis ich bis heute nicht, denn ich musste weiter zur Übergabe des Motors. Mit mittlerweile 20min Verspätung. Für die Übergabe suchte ich mir mit Google Maps einen großen Parkplatz vor einem Stadion aus. Im nachhinein war es Glück, dass da keine Veranstaltung und somit der Parkplatz leer war.


Doch die Käuferin hatte auch Verspätung, nach 10 min Warten kam sie dann aber mit einem Freund im Schlepptau. "Na wenigstens hat sie ein großes Auto, einen SUV" dachte ich noch, doch als sie die Kofferraumklappe hoch machte, hielt mein Herz kurz inne: Helle, beige- farbene Lederausstattung. Der Wagen hatte 6000km auf der Uhr. "Ist der Geschäftswagen von meinem Vater" meinte Sie.


Doch auch hier waren alle Sitzbänke noch drinnen und trotz der Tatsache, dass das Auto doppelt so groß war wie mein Kombi, kam von der äußeren Geräumigkeit nichts im Innenraum an. Die (strahlend helle, makellose) Innenverkleidung war 10cm dick.


Keine Chance, das passt da nie rein, die Sitzbank musste raus! Leider hatten wir kein passendes Werkzeug dafür. Zum Glück beobachtete uns ein Holländer, der mit seinem Wohnwagen auf dem Parkplatz kampierte und von dem ungewöhnlichen Treiben vor seiner Haustür angelockt wurde. Wir liehen uns Werkzeug von ihm.


Das Einladen überlies ich dann größtenteils den beiden, ich hatte einfach zu viel Respekt vor dem schönen hellen Leder und wollte auf keinen Fall für Kratzer verantwortlich sein. Die beiden, vor allem ihr Kumpel, schien da aber nicht so viel Wert darauf zu legen.


Endlich war, gegen Einbruch der Dunkelheit, alles verladen und die beiden zogen von Dannen. Ich packte mein Motorkran ein, machte noch ein paar Bilder, ging zu Fuß noch einmal über die Brücke in die Schweiz um sagen zu können: Ich war schon einmal da und begab mich schließlich auf den Heimweg:




Während der Fahrt schoss ich noch ein paar Turifotos mit dem Handy:




Und kurz vor der Grenze begegnete ich auf der Autobahn noch einem Geisterfahrer :D






Ja das wars auch schon von meinem Trip, ich weis nicht mehr genau aber ich war dann irgendwann gegen Mitternacht wieder zu Hause.

Kommentare 1

  • Tolle Geschichte und geile spontane Aktion von dir. Mit den Mazda haste schon ein guten fang gemacht.