Motorausbau und Zerlegung. Diagnose: Pleuellagerschaden par excellence

Nachdem ich euch gestern bereits erzählt habe, wie ich zu meiner neuen Basis kam, möchte ich nun mit der weiteren Entwicklung des Projektes fortfahren. Natürlich stand die Motorrevision des Pleuellagerschadens an oberster Stelle. Obwohl ich mit so schwerwiegenden Eingriffen in die Hardware bis dato noch nicht beschäftigt habe, beschloss ich, alles an dem Wagen komplett selber zu machen. Immerhin hatte ich zu Lehrzeiten schonmal einen Boxermotor zerlegt und wieder zusammengesetzt. Allerdings war das ein Flugzeugmotor und nicht wirklich mit einem Subaru- Boxer zu vergleichen. Doch berufsbedingt bin ich es gewohnt, nach Vorschriften zu schrauben. So war das Werkstatthandbuch von Subaru also meine Bibel in den kommenden Wochen.


Vorbereitungen


Bevor ich mit dem Schrauben beginnen konnte, musste erstmal vernünftiges Werkzeug her:




Ich besorgte mir ausserdem noch einen Motorkran und einen Motorständer für die (De-)Montage.
Zunächst machte ich detailierte Bilder vom Motorraum von allen Schläuchen, Steckern, Kabeln und Rohrverbindungen um später beim Einbau bei eventuellen Unklarheiten noch einmal nachschauen zu können. Im nachhinein hätte ich mir gewünscht, dies noch ein wenig gewissenhafter und mit höherer Bildqualität gemacht zu haben. Aber dank Werkstatthandbuch sollte ich auch so wieder alles problemlos zusammen bekommen.



Der erste praktische Schritt war, den Subi komplett aufzubocken. Hierfür setzt man den Wagenheber hinten genau unter dem Heckdifferenzial an und hebt so das komplette Fahrzeugheck an. Vorne gibt es diese Platte, um die komplette Front anzuheben und ja, auch wenn die nicht den Eindruck erweckt aber sie hält das Gewicht und wird offiziell im Werkstatthandbuch als Aufbockpunkt erwähnt. ;) Seitlich habe ich dann 4 Abstellböcke unter die Schweller gepackt und den Subi darauf abgestellt.




Motorausbau


Erst mal Kühlwasser und Motoröl ablassen, danach alle Stecker, Leitungen und Schläuche abklemmen und den Flansch Turbo- Downpipe lösen. Motorhaube LLK, Batterie, Luftfilter und Kühler weg und von unten die beiden Muttern an den Motorlagern gelöst. An diesem Punkt liegt er Motor frei auf den Motorlagern auf und wird nurnoch ducht die Verbindung Motor- Getriebe gehalten. Erstmal gilt es das Getriebe zu entlasten, dafür den Nickdämpfer ausbauen und mit dem Wagenheber das Getriebe leicht anheben. Alle Muttern/ Bolzen am Getriebeflansch zum Motor lösen und schon wird der Motor nurnoch vom Aurücklager und der Kupplungsklaue gehalten. Hier muss man auf der linken Seite am Getriebe eine dicke Imbusschraube lösen, wo sich dahinter der Bolzen befindet, auf dem die Kupplungsgabel gelagert ist. Der Bolzen besitzt ein Innengewinde. Hier eine passende Schraube reindrehen und schon kann man den Bolzen einfach ziehen. Jetzt kommt der Motorkran zum Einsatz, mit dem man den Motor ganz einfach rausheben kann. Wichtig: Bevor man den Motor nach vorne vom Getriebe weg ziehen kann, muss man ihn ausreichend anheben, sodass die Bolzen von den Motorlagern aus dem Querträger vollständig draussen sind. Hat man dies getan, so wirkt die ganze Belastung auf den Bolzen zwischen Motor und Getriebe. Deshalb müsst ihr das Getriebe so weit hochpumpen, dass die Verbindungsbolzen wieder entlastet sind und der Motor flutscht ganz leicht vom Getriebe ab.




Motor zerlegen


Vom Motorkran gings direkt auf den Motorständer ans Zerlegen. Alle Anbauteile und Ansaugbrücke ab und Zahnriehmenverkleidung weg




Generell hatte der Motor definitiv schon bessere Zeiten hinter sich. Er war unten total verölt und es haben sich auch schon Pfuscher an ihm zu schaffen gemacht. So wie es aussieht, war der Motorblock an sich von einem 93-96 er Modell. Alle Anbauteile aber noch original.
Nach dem Entfernen der Ölwanne offenbarten sich schon die Reste des Pleuellagers:




Jetzt ging es daran aus dem nackten Longblock einen Shortblock zu machen: Ventildeckel runter, Nockenwellen raus:




Und alles schön beiseite gelegt und sortiert. Die Nockenwellen und die Pulleys sind zwar eindeutig durch Einstanzungen beschriftet aber man sollte die Ventil- Tassen nicht vertauschen, da diese durch kleine Shims ausgeshimmt und somit alle unterschiedlich sind.



Jetzt ging es den Köpfen an den Kragen:



Und erstes Blut wurde vergossen (erstaunlich spät für meine Verhltnisse^^)



Nebenbei sind in den Arbeitspausen noch diese Bilder entstanden, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Generell muss ich mich aber für die Schlechte Bildquali entschuldigen, die Gute 60D wollte ich mit meinen Dreckfingern nicht anfassen, so musste das weisse iPhone herhalten, was zeitweise mehr schwarz als weiß war^^




Shortblock spalten


Um den Shortblock zu teilen ist ein bisschen Improvisation gefragt. Erstmal alle Bolzen entfernen, soweit so klar. Dann habe ich getriebeseitig mithilfe eines Wagenhebers vorsichtig und Stück für Stück die beiden Motorhälften auseinandergedrückt bis es schließlich so aussah:




Und immer wieder deutlich zu sehen wie versüfft der Motor in jeder Ritze ist. In diesem zustand kann man jetzt den kompletten Kurbeltrieb am Stück einfach rausheben:




Und nun offenbarte sich das Übel. Ein Pleuellager, zwei Pleuellager, drei Pleuellager.... und das wars.. vom 4. Pleuellager keine Spur, nur noch das übrig, was ihr oben schon gesehen habt, als die Ölwanne ab war.
Das Schadensbild sah dann entsprechend so aus:




Doch das war auch schon alles. Die Kolben sollten wieder zum Einsatz kommen, lediglich der Kurbeltrieb wurde komplett erneuert. Doch davon im nächsten Teil der Serie mehr. Für heute solls das erstmal gewesen sein ;)





Kommentare 10

  • Schöne Aktion, man sowas würde ich auch gern mal machen....Ist sowas für einen Non-KFZ Mechaniker auch zu schaffen? (Bin Industriemechaniker^^) Wie viel Zeit hast du denn in die gesamte Motorschraubaktion investiert?

    • Ich bin auch kein KFZler, habe Fluggerätmechaniker gelernt aber die Reparaturhandbücher von Subaru sind klasse beschrieben! Das was ich hier beschrieben habe war ne Tagesarbeit an nem Samstag. Insgesamt sitz ich schon seit März am Auto und vor 3 Wochen hab ich ihn erstmals gestartet. Muss aber dazu sagen, dass ich immer nur Freitag Abend und Samstags was machen konnte, berufsbedingt. Nur den Motor hab ich auf Arbeit nach Feierabend an zwei Abenden wieder zusammengebaut

    • Eine frage hätte ich noch, wie bist du an die Reparaturhandbücher gekommen? Sind die English oder Deutsch?

    • Detsch, hab ich mir von meinem händler geliehen ;)

    • Hab deinen Blog nochmal gelesen und wollte mal fragen ob die Aufbockpunkte bei allen Modellen gleich sind? (Hinterachsdifferential und das Hebeblech hinter der Ölwanne)

    • Ja, zumindest bis zu den 2007er Modellen ;)

  • Sauber! Hast Lust das bei meinem zu machen? ;)

    • Lust an sich schon aber is mir, bei meiner wenigen Erfahrung, einfach noch zu heikel sowas für jemanden zu machen, zwecks Gewährleistung und so.. Kann dir ja nicht garantieren, dass der Motor hält.. Am Ende haste 2000EUR an Teilen reingesteckt und der Motor zerfliegt dir, weil das Lagerspiel nich gepasst hat.. Konnte ja meinen Motor noch nichtmal richtig testen

    • Schöner Beitrag aber schade das Du vergessen hast zu beschreiben wie man die Kolben vom Pleuel trennt bevor man den Block spalten kann

    • Ja das soll ja auch kein Guide sein, sondern einfach nur eine Dokumentation des Fortschritts. Habs mir aber notiert das mal zum Gegenstand späterer Guides zu machen ;)